
Grundsätzlich muss die Begleitperson während einer Lernfahrt zu jeder Zeit in der Lage sein, das Auto im Notfall sofort zu bremsen. Dafür braucht es entweder ein Bremspedal beim Beifahrersitz (so wie im Fahrschulauto) oder eine funktionstüchtige Handbremse. Moderne Fahrzeuge sind zunehmend mit elektronischen Feststellbremsen ausgestattet, was bei privaten Lernfahrten oft zu Unsicherheiten führt.
Können alle elektronischen Handbremsen die fahrende Person übersteuern? Soviel vorweg: Nein, ein Grossteil dieser neuen Modelle sind gesetzlich nicht für Lernfahrten zugelassen und es können Bussen drohen.
Die Polizei büsst regelmässig Lernfahrende und ihre Begleitpersonen mit Bussen von bis zu 500 CHF, wenn die elektrische Handbremse des Lernfahrautos nicht die gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllt.
Gemäss dem Bundesamt für Strassen ASTRA ist eine elektrische Handbremse nur dann für eine Lernfahrt zugelassen, wenn «ihre Wirkung mit einer herkömmlichen, manuellen Handbremse vergleichbar ist». Doch was heisst das jetzt genau?
Kriterien für die Handbremse bei einer Lernfahrt
Folgende Punkte musst du vor einer privaten Lernfahrt unbedingt überprüfen:
Erreichbarkeit: Die Handbremse ist vom Beifahrersitz aus und in angegurtetem Zustand gut erreichbar.
Funktion während der Fahrt: Die elektronische Handbremse funktioniert während der Fahrt.
Bremswirkung: Die Bremswirkung wird durch das Gaspedal nicht unterbrochen resp. übersteuert.
Dosierbarkeit: Die Handbremse ist in verschiedenen Stufen dosierbar und hat ein Antiblockiersystem (ABS).
Achtung ⚠️: Wenn dein Auto eine oder mehrere dieser Anforderungen nicht erfüllt, darf weder eine Lern- noch eine Prüfungsfahrt gemacht werden!
Aktuell gibt es leider keine zuverlässige Liste mit Fahrzeugmodellen, die aufgrund ihrer elektrischen Handbremse (nicht) zugelassen sind.
Mit den folgenden drei Checks kannst du aber einfach überprüfen, ob eine Handbremse für Lernfahrten geeignet ist. Diese Tests dürfen nur von einer zugelassenen Begleitperson (nicht von der lernenden Person selbst) und niemals auf öffentlichen Strassen ausgeführt werden.
Bei vielen modernen Autos befindet sich die Handbremse links vom Fahrersitz oder direkt beim Lenkrad und ist so für die Begleitperson im Notfall nicht erreichbar. Bei der Carsharing-Genossenschaft Mobility betrifft dies mittlerweile fast jedes dritte Fahrzeug. Insbesondere Modelle von den Marken Mercedes und Toyota fallen unter diese Kategorie und sind deshalb für Lernfahrten strikt verboten!
So führst du den Check durch:
Prüfe, ob sich die Handbremse zwischen Fahrer:in und Beifahrer:in befindet und vom Beifahrersitz aus gut erreichbar ist.
✅ Wenn das zutrifft, mach weiter mit Check 2.
❌ Wenn sich die Handbremse links vom Fahrersitz oder direkt beim Lenkrad befindet, dann sind Lernfahrten mit diesem Fahrzeug verboten.
Einige elektrische Handbremsen reagieren bei Geschwindigkeiten von über 6 km/h nicht, andere blockieren die Räder komplett (kein ABS) und können das Auto so zum Schleudern bringen. Im Check 2 überprüfen wir daher, ob eine Vollbremsung mit ABS möglich ist.
So führst du den Check durch:
Das Auto auf einem grossen, leeren Parkplatz auf ca. 20 km/h beschleunigen.
Gaspedal loslassen und die elektrische Handbremse anziehen und halten.
Die Räder des Autos dürfen jetzt nicht vollständig blockieren, sondern müssen das Auto durch mehrere Bremsimpulse (ABS Antiblockiersystem) zum Stillstand bringen.
✅ Wenn Check 2 erfolgreich war, kann Check 3 durchgeführt werden.
❌ Wenn das Auto nicht bremst oder die Räder blockieren, darf auf diesem Auto keine Übungsfahrt gemacht werden.
Mit dem dritten Check wird geprüft, ob die Handbremse dosierbar ist und sie sich nicht vom Gaspedal übersteuern lässt. In der Praxis wäre es fatal, wenn ein:e Fahrschüler:in im Schrecken das Gas- und Bremspedal verwechselt und so die Begleitperson keinen Einfluss auf die Fahrt mehr nehmen kann. Unter anderem bestehen die neuen Modelle von Audi, VW, Toyota und Renault diesen Test nicht.
So führst du den Check durch:
Das Auto erneut auf ca. 20 km/h beschleunigen.
Das Gaspedal loslassen und die elektrische Handbremse langsam anziehen.
Sofort wieder auf das Gaspedal drücken.
Die elektrische Handbremse muss das Gaspedal jetzt unbedingt übersteuern. Das Auto darf nicht weiterfahren.
✅ Wenn Check 1, 2 und 3 erfolgreich waren, entspricht die geprüfte Handbremse den gesetzlichen Vorgaben.
❌ Wenn das Auto trotz angezogener Handbremse weiterfährt und so durch das Gaspedal übersteuert werden kann, darf auf diesem Auto keine Lernfahrt gemacht werden.
Wir empfehlen allen Begleitpersonen, diese Checks vor der ersten Lernfahrt durchzuführen. So hat man ein Gespür dafür, wie das Auto auf das Eingreifen mit der Handbremse reagiert und kann zusätzlich Sicherheit gewinnen. Wenn dir nach den drei Checks nicht klar ist, ob die Handbremse den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht, wendest du dich am besten an das kantonale Strassenverkehrsamt. Natürlich stehen dir unsere Fahrlehrer:innen auch während dem Verkehrskundeunterricht oder in den Fahrlektionen (z.B. in der Fahrschule Basel) für Fragen zur Verfügung.
Viele Fahrschüler:innen und ihre Begleitpersonen haben Fragen zur Nutzung von Fahrzeugen mit elektronischer Handbremse bei Lernfahrten. Im Folgenden beantworten wir die häufigsten Fragen zu diesem Thema.
Einige elektronische Handbremsen sind für Lernfahrten ungeeignet, weil sie nicht vom Beifahrersitz aus erreichbar sind, während der Fahrt nicht aktiviert werden können oder ihre Bremswirkung durch das Gaspedal übersteuert wird. Solche Einschränkungen verhindern, dass die Begleitperson im Notfall effektiv eingreifen kann.
Überprüfen Sie die Position und Funktion der Handbremse anhand der oben genannten Tests (Check 1 - 3). Konsultieren Sie zudem die Betriebsanleitung Ihres Fahrzeugs oder wenden Sie sich an den Fahrzeughersteller, um spezifische Informationen zu erhalten.
Bei Verstössen gegen die Vorschriften können sowohl der Lernfahrer als auch die Begleitperson mit Bussen von mehreren hundert Franken belegt werden. Hierbei gibt es kantonale Unterschiede. Zudem kann die Lernfahrt sofort untersagt werden.
Es gibt keine allgemeinen Ausnahmen für Handbremsen bestimmter Fahrzeuge. Jedes Fahrzeug muss individuell geprüft werden, ob es die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.
Einige Werkstätten bieten Nachrüstungen an, um eine zusätzliche mechanische Handbremse oder ein zweites Bremspedal für die Begleitperson zu installieren (wie ein Fahrschulauto). Erkundigen Sie sich bei einer Fachwerkstatt über mögliche Lösungen und deren Zulässigkeit.