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PGS Motorrad Grundkurs 3

Grundkurs 3

Im dritten Teil des Grundkurses geht es um korrektes und sicheres Befahren von Kurven, bergaufwärts und bergabwärts. Ausserdem thematisieren wir dynamisches Fahren ausserorts und üben das Bremsen aus erhöhter Geschwindigkeit.

Schräglage: Sitzposition & Rad-Po-Kopflinie

Warum benötigt ein Einspurfahrzeug bei Kurvenfahrten überhaupt Schräglage? Die Physik erklärt es: Ohne Schräglage würden Fliehkräfte das Fahrzeug nach aussen kippen lassen. Durch die Schräglage wirkt die Gewichtskraft nach innen, die diesen Kräften entgegenwirkt. Die erforderliche Schräglage hängt vom Kurvenradius und der Geschwindigkeit ab: Je enger der Radius und/oder je schneller die Geschwindigkeit, desto grösser die benötigte Schräglage.

Sitzposition in der Schräglage

Achte darauf, dass dein Körper sich mit in die Schräglage neigt. Halte deinen Kopf waagerecht und richte deinen Blick weit voraus. Vermeide es, dich mit Gewicht am Lenker festzuhalten. Platziere deine Füsse je nach Motorrad mit den Zehenspitzen auf den Fussraster, drücke die Ferse nach innen. Wenn du einen Roller fährst, positioniere dich weiter vorne, um mehr Druck auf das vordere Rad auszuüben. In der Schräglage sollten die Hände weder an der Bremse noch an der Kupplung sein. Sei dir bewusst, dass du nun eine breitere Silhouette hast als bei gerader Fahrt. Je stärker die Schräglage, desto breiter bist du.

Rad-Po-Kopflinie in der Schräglage

Beim Kurvenfahren befindet sich dein Kopf nicht auf derselben Linie wie die Reifen und dein Po. Es ist wichtig, dass sich das Rad und Kopflinie immer innerhalb der eigenen Fahrbahnhälfte befinden.

Kurven richtig fahren

In beiden Situationen (Links- und Rechtskurve) wirst du in der Schräglage einen besseren Blick in die Kurve haben und dich vom Gegenverkehr oder den Leitplanken weiter entfernt befinden. Wenn du entlang der Spuren fährst, auf denen die Reifen eines Autos rollen würden, wirst du ausserdem eine gute Traktion haben, da die Fahrbahn dort besonders sauber ist. In beiden Fällen solltest du nicht zu nah an den Rand der Fahrbahnhälfte fahren.

➡️ Achte darauf, dass du auf Strassen ohne Mittellinie die Rechtskurve nicht zu weit aussen anfährst und immer auf deiner Spur bleibst.

Motorrad Grundkurs 3 - Linkskurve Schräglage
Motorrad Grundkurs 3 - Rechtskurve mit Schräglage

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Fahre die Linkskurve da, wo die rechten Reifen eines Autos rollen würden. Schneide nicht die Kurve, sondern fahre sie aus. So bist du mit dem Kopf weg vom Gegenverkehr.

Korrekte Blickführung in der Kurvenfahrt

Bei einer herannahenden Kurve ist es wichtig, weit vorauszuschauen, um sie richtig einschätzen zu können. Während der Kurve sollte der Blick über die Mittellinie oder die Randbegrenzung hin zur Mitte der eigenen Fahrspur gerichtet sein, und immer wieder weit voraus. Dieses Hin-und-Her-Blicken wird von uns als «Jo-Jo»-Blicktechnik bezeichnet.

Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit sollte immer den Umständen entsprechend angepasst werden und gleichmässig sein. Besser, du gehst zu langsam in eine Kurve, als zu schnell; denn beschleunigen kannst du immer.

Du musst stets in der Lage sein, innerhalb der überblickbaren Strecke anzuhalten. Auf schmalen Strassen, wo das Überholen schwierig ist, sollte die Geschwindigkeit sogar so angepasst werden, dass du innerhalb der Hälfte der überblickbaren Strecke anhalten könntest.

Motorrad Grundkurs 3 - Phasen in der Kurvenfahrt

🔴 Bremsphase
Bevor du in die Kurve einbiegst, bremse rechtzeitig ab und schalte in den passenden Gang zurück. Das bedeutet, dass du schon vor der Kurve bereit bist, weiterzufahren, sodass du aus der Kurve heraus beschleunigen kannst. Deine Finger sollten sich nicht mehr an der Bremse oder Kupplung befinden. Achte gleichzeitig darauf, dass deine Füsse korrekt positioniert sind (die Wahl des Ganges sollte den aktuellen Verhältnissen entsprechen).

🟠 Rollphase
Eine konsequente Blickführung ist wichtig. Lasse das Motorrad rollen und halte das Gas, um nicht an Geschwindigkeit zu verlieren.

🟢 Beschleunigungsphase
Gleichmässig beschleunigen, den Verhältnissen angepasst.

Kurve bergaufwärts, bergabwärts und auf schmalen Strassen

↗️ Kurven bergaufwärts

Viele empfinden das Kurvenfahren bergaufwärts angenehmer als bergabwärts, da das Motorrad durch die Steigung langsamer und kontrollierter fährt. In einer Kurve bergaufwärts solltest du ebenfalls in den drei Phasen fahren und dabei folgendes beachten:

🔴 Bremsphase: Vor einer Kurve bergaufwärts musst du meist gar nicht aktiv bremsen, sondern einfach weg vom Gas. Sobald das Tempo für dich stimmt, musst du die Kupplung ziehen und den Gang anpassen. Je nach Motorradmodell, Kurve und Steigung ist die korrekte Gangwahl unterschiedlich. Du solltest aber tendenziell einen kleineren Gang wählen für eine Kurve bergaufwärts.

🟠 Rollphase: In der Rollphase ist es bergaufwärts besonders wichtig, dass du weiterhin auf dem Gas bleibst und in der Kurve eine konstante, kontrollierte Geschwindigkeit beibehältst. Dein Motorrad sollte nicht schneller werden, aber auch nicht langsamer.

🟢 Beschleunigungsphase: Nach der Kurve kannst du wieder normal beschleunigen.

↘️ Kurven bergabwärts

Beim Bergabfahren neigen viele dazu, mit zu hoher Geschwindigkeit in die Kurve einzufahren, da das Gefälle für zusätzliche Geschwindigkeit sorgt. Es ist wichtig, dass du deine Geschwindigkeit mit deinen Bremsen (Vorder- und Hinterradbremse) und mit der Gangwahl anpasst.

Folgende Punkte solltest du in den drei Phasen einer Kurvenfahrt abwärts unbedingt beachten:

🔴 Bremsphase: Tendenziell ist man bergabwärts vor einer Kurve zu schnell unterwegs. Es ist also wichtig, dass du die Geschwindigkeit rechtzeitig vor der Kurve reduzierst. Am besten machst du das, indem du bremst (hauptsächlich mit der Vorderradbremse). Sobald du die gewünschte Geschwindigkeit erreicht hast, solltest du Kuppeln und einen tieferen Gang einlegen. Wähle einen Gang mit dem das Motorrad nicht schneller wird, sondern die Geschwindigkeit konstant hält. Bevor du die Kurve erreichst, musst du die Kupplung wieder gelöst haben und dosiert Gas geben. Dann bist du bereit für die Rollphase.

🟠 Rollphase: In der Kurve solltest du gleichmässig fahren.

🟢 Beschleunigungsphase: Am Kurvenausgang das Gas dosiert öffnen und das Motorrad kontrolliert beschleunigen. Gerade bergab ist eine sehr feine Dosierung wichtig, da sich die Beschleunigung durch die Schwerkraft verstärkt.

🔧 Hinweis zur «Motorbremse»

Beim Fahren mit Auto oder Motorrad (oder auch anderen motorisierten Fahrzeugen) spricht man im Volksmund von der sogenannten «Motorbremse». Damit ist nicht eine zusätzliche, echte Bremse gemeint, sondern die Verzögerung, die entsteht, wenn man in einen tieferen Gang runterschaltet und vom Gas weggeht. Dabei wirken die inneren Widerstände von Motor und Antrieb wie eine Bremse.

Wenn du für eine längere Zeit bergabwärts fährst, dann ist es wichtig, dass du deine Geschwindigkeit mit den Bremsen und einer korrekten Gangwahl («Motorbremse») regulierst. Wenn du keinen kleineren Gang einlegst und nur die Bremsen nutzt, um die Geschwindigkeit zu regulieren kann es sein, dass sie überhitzen und langfristig mehr abnutzen. Bei neuen Motorrädern ist das aber nicht mehr so schnell der Fall.

Richtiges Vorgehen: Du bremst beim Fahren bergabwärts mit den «normalen» Bremsen (hauptsächlich mit der Vorderbremse) bis du dein gewünschtes Tempo erreicht hast und schaltest dann in einen tieferen / kleineren Gang (z.B. vom dritten in den zweiten Gang). Wähle einen Gang, in dem das Motorrad nicht mehr schneller wird. Welcher gerade Gang passt, ist je nach Fahrzeug, Kurve und Gefälle unterschiedlich - das musst du ausprobieren.

Häufiger Fehler Nr. 1: Wenn du ohne vorher zu Bremsen schnell und abrubt ein paar Gänge runterschaltest, dann bremst das zwar auch, jedoch ist es nicht gut für deine Kupplung und das Getriebe. Du solltest immer zuerst abbremsen und erst dann einen tieferen Gang einlegen.

Häufiger Fehler Nr. 2: Wenn du mehrere Gänge zurückschaltest, ohne bei jedem einzlenen Gang die Kupplung zu lösen, dann kann das sehr gefährlich sein. Beim Lösen der Kupplung nach mehreren Gängen bremst das Hinterrad fest ab (durch die «Motorbremse») und könnte so wegrutschen.

Fazit: Du solltest die «Motorbremse» nicht nutzen um effektiv zu bremsen, sondern um das gewählte Tempo konstant zu halten, ohne dass du dazu ständig die Vorder- oder Hinterradbremse benutzen musst.

〰️ Schmale Strassen

Es ist wichtig, dass du in der Lage bist, innerhalb der Hälfte der überblickbaren Strecke anzuhalten. In engen Kurven, wo keine Mittellinie vorhanden ist, bleibe eher rechts und fahre langsam, ohne starke Schräglagen einzunehmen. Sei auf Gegenverkehr vorbereitet und gib gegebenenfalls ein Warnsignal.

Schnelles Lenken (Gegenlenken)

Ein Motorrad wird durch das Gegenlenkprinzip gesteuert. Dieses Prinzip wird angewendet, wenn schnelle Spurwechsel erforderlich sind oder Hindernissen ausgewichen werden muss. Auch beim Wedeln (verboten) und beim Einleiten von Kurven ab einer bestimmten Geschwindigkeit wird dieses Prinzip angewendet.

Wenn du beispielsweise eine Rechtskurve fährst, dann lenkst du den Lenker nach links, wodurch das Motorrad nach rechts in die Schräglage fällt und die Kurve eingeleitet wird. Dasselbe gilt für Linkskurven. Es ist nicht erforderlich, weiter darüber nachzudenken, da diese Technik automatisch angewendet wird. Andernfalls könnte das Motorrad nur geradeaus fahren. Eine korrekte Blickführung ist wichtig, und der Rest erfolgt automatisch.

Bremsen in der Kurve

Das Bremsen während einer Kurve kann gefährlich sein und sollte vermieden werden. Ein zu starkes Bremsen kann dazu führen, dass das jeweilige Rad blockiert und das Motorrad ins Rutschen gerät.

Wenn du im Bereich der Haftung bremst oder mit einem Motorrad, das mit ABS ausgerüstet ist, dann richtet sich das Motorrad auf und der Kurvenradius wird grösser. In diesem Fall wäre es besser, die Kurve enger zu fahren; was mit dem Gegenlenkprinzip zu erreichen ist. Der Motorradfahrer hätte rechts am Lenker drücken müssen, sodass sich das Rad nach links bewegt. So erzielst du eine grössere Schräglage nach rechts. Das Wichtigste ist:

Schaue dorthin, wo du hinfahren möchtest und weg von der Gefahr!

Noch besser ist es, die Gefahr von vornherein zu vermeiden, indem du defensiv fährst. Wenn es keine Mittellinie gibt, solltest du nicht zu stark links fahren. Es ist wichtig, vorausschauend zu denken und mit möglichen Gefahren zu rechnen – bereits bevor man die Kurve erreicht.

Bremsen aus höherer Geschwindigkeit

Auch hier ist Voraussicht entscheidend. Es ermöglicht dir, sofort zu reagieren, falls sich das Motorrad aufrichtet oder das Vorderrad blockiert. Beachte: Je schneller du fährst, desto weniger Zeit hast du, um die Bremse zu lösen, wenn das Rad blockiert.

Fahren in Gruppen

Viele Motorradfahrer:innen geniessen es, ihre Fahrerlebnisse mit dem Gemeinschaftsgefühl einer Gruppenreise zu verbinden. Um sicherzustellen, dass alle Beteiligten Spass haben, ist es wichtig, einige grundlegende Regeln zu beachten.

  • Wähle Gruppen, die deinem Fahrstil entsprechen.

  • Vereinbare Zeichen für Tanken, Pausen, Probleme usw. Treffpunkte sollten gemeinsam bestimmt werden.

  • Ein:e Navigator:in fährt an der Spitze.

  • Die gemächlichen Fahrer:innen fahren direkt hinter dem/der Navigator:in.

  • Jede:r Fahrer:in ist für die Person verantwortlich, die direkt hinter ihm / ihr fährt.

  • Versetztes Fahren ist möglich, wobei auf die Abstände zu achten ist. Beim Rechtsabbiegen muss jede:r rechts einspuren und in den Kurven die korrekte Kurvenlinie fahren.

  • Achtet auf angemessene Abstände. Halte immer einen Abstand von mindestens zwei Sekunden zum vorausfahrenden Fahrzeug, auch wenn dieses versetzt fährt. Dies gewährleistet korrekte Linienführung und verhindert eine Handorgelbildung.

  • Notfallnummern bereithalten (Tel. 144 in der Schweiz, Tel. 112 in Europa, Tel. 1414 für die REGA).

Motorrad Grundkurs 3 - Sicherheitsabstand bei Fahren in Gruppen
Motorrad Grundkurs 3 - Fahren in der Gruppe

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Sicherheitsabstand beim Fahren in Gruppen

Umweltschonend, effizient & clever fahren

Die ökologischen Parameter sind vor allem:

  • Weit vorausschauen, früh vom Gas weg gehen und rollen lassen

  • Eine angepasste Geschwindigkeit wählen und eher einen Gang höher benutzen.

  • Langsam vor Verzweigungen und Kreisverkehrsplätzen, dafür zügig weiterfahren.

  • Möglichst wenig anhalten. 

  • Abstand lassen.

  • Motor nicht unnötig laufen lassen. (Lichtsignale)

  • Motorrad nicht mit Gas starten.

  • Kontrolle des Luftdrucks

  • Wartung

Diese Faktoren tragen nicht nur dazu bei, dass du umweltfreundlich und wirtschaftlich fährst, sondern schaffen auch eine entspannte, stressfreie und sichere Fahrweise. Dies wird vom Verkehrsexperten bzw. von der -expertin positiv bewertet, besonders wenn er oder sie als Beifahrer:in dabei ist. Die Prüfperson wird sich wohlfühlen, was sich sehr positiv auf den Ausgang deiner Prüfung auswirkt.

Sicherheit und Verhalten bei einem Unfall

Sicherheit und Verhalten bei einem Unfall mit dem Motorrad:

  1. Ruhe bewahren: Einmal tief durchatmen

  2. Unfallstelle sichern: Stelle sicher, dass die Unfallstelle abgesichert ist, um weitere Unfälle zu vermeiden.

  3. Rettung organisieren: Verständige umgehend die Rettungsdienste, um schnellstmöglich Hilfe herbeizurufen.

  4. Erste Hilfe leisten: Biete den Betroffenen Erste Hilfe, sofern du dazu in der Lage bist, um ihre Verletzungen zu stabilisieren und ihre Sicherheit zu gewährleisten.